Mauritius

Giant Trevally – Abenteuer Mauritius

Ein Reisebericht von Georg Müller

Perfekt vorbereitet mit Equipment, bestehend aus einer Salzwasserfliegenrute der Klasse 9 sowie zwei Spinnruten inklusive einem bunten Repertoire an selbst gebundenen Fliegen und Poppern, konnte das Abenteuer mit dem Fangziel eines GT (Giant Trevally oder auch Dickkopf-Stachelmakrele genannt) endlich starten. Mit großer Vorfreude traten wir im Oktober die Reise nach Mauritius an – direkt von Zürich aus zum mauritischen Flughafen Sir Swoosagur Ramgoolam. Dieser liegt ca. 5 km südwestlich von Mahébourg und ca. 35 km südöstlich von Port Louis, der Hauptstadt von Mauritius entfernt.

Im Paradies angekommen, hatten wir noch zwei ganze Tage, um uns vom Elf-Stunden-Flug zu erholen, bevor wir uns gemeinsam zum ersten Fischertrip aufmachten. Die Kontaktaufnahme vorab zu unserem Guide Dominique Thévenau war sehr vielversprechend gewesen, was sich bereits bei der ersten Begrüßung bestätigte. Ein echter Gentleman, der das Gewässer rund um Mauritius wie seine Westentasche kennt und mit zwei Booten, seinem Captain François, sowie erstklassigem Equipment ausgestattet, optimal für das Befischen der zwei besten Angelspots, dem Süd-Westen (vor Le Morne) sowie dem Osten ausgestattet war.

Ein unvergessliches Abenteuer

Das Giant Trevally Abenteuer beginnt! Wie ausgemacht werden wir pünktlich um 8 Uhr morgens vor dem Hotel von Dominique mit seinem Pick-Up abgeholt und fahren zu einem seiner Boote. Der Weg leitet uns von frisch geteerten Straßen über holpriges Gelände und Wurzelwege an einen sagenhaften Strand in Le Morne, dem Ausgangspunkt unseres Abenteuers. Wir werden dann sprichwörtlich „wiehernd“ von François, dem humorvollen Skipper begrüßt, der uns zuvorkommend die Ausrüs- tung entgegennimmt und uns auf dem Boot willkommen heißt. Nochmals dick eingeschmiert, muss das sommerliche Badeoutfit bis auf die Polaroid-Brille, langen Neopren-Strümpfen, Stahlkappenschuhen, einem langärmligen Oberteil sowie einer beduinenartigen Kopfbedeckung und Handschuhen weichen. Rasch machen wir uns auf den Weg in Richtung vorgelagertes Riff, an dem sich die GT’s vermeintlich tummeln. Dominique instruiert mich noch kurz und meint, dass für den Fangerfolg besonders beim GT-Fischen absolute Stille erforderlich sei, da diese extrem scheu sind. Der GT kann in seiner größten Ausprägung eine Länge von maximal 1,70 m und ein Gewicht von max. 80 kg erreichen und hält sich vorwiegend in Riffregionen warmer Meere mit mindestens 21 Grad Wasser-temperatur auf. Da man im Meer immer gegen aggressive Räuber und kapitale Fänge gewappnet sein muss, fällt auch die Bestückung der Ruten kräftig aus. Die Fliegenrute, versehen mit einem 50 kg Vorfach und rosa Streamer mit messerscharfem Haken, dient mir als „Bewaffnung“, um pünktlich zur „High-Tide“ auf die GT’s zu angeln.

Aller Anfang ist schwer

Nachdem wir dann das Boot geankert haben, waten wir mucksmäuschenstill in hüfttiefem Wasser bis auf einen Vorsprung der Riffkante vor, wobei wir bereits neben Unterwasserschildkröten, Ro- chen und den sich außerhalb des Riffes befindlichen Walen die ersten GT-Schulen sichten können. Jetzt geht es los: 35 bis 40 m Schnur abziehen, das Brechen der Welle abwarten und die Fliege im glasklaren Wasser punktgenau platzieren. Sogar die bereits gebrochenen Wellen spülen uns beinahe noch von der Riffkante. „Extreme-Fishing“, wie Dominique zu sagen pflegt. Ein Wurf folgt dem anderen, auf „12 o’clock“, „9 o’clock“ usw. Bis auf eine stürmische Attacke eines großen Barrakudas und die Neugierde, die wir bei einem der scheuen GT’s geweckt haben, ist die Ausbeute an diesem Spot vorerst ernüchternd. Kurz entschlossen wechseln wir das Gerät und versuchen an einem weiteren Spot mit Spinnrute, Popper, und geflochtener Schnur der Klasse PE8-10 und einem Fluorcar-bon Vorfach für 50 kg unser Glück. Vor dem ersten Wurf kurz noch die Bremseinstellung kontrollieren, bei der ein Schnurabzug mit der bloßen Hand unmöglich ist. Empfohlen werden Rollen mit einer Bremswirkung von 20 bis 30 kg. Wiederum heißt es „Welle abwarten“ um den Köder im richtigen Moment, kurz nach der Gischt, hinter der Riffkante zu platzieren. Dabei nutze ich den Wind, der dem schweren Popper zu einem weiten Flug verhilft. Bereits nach den ersten zwei 100 m Würfen zeigen sich große Flossen unmittelbar hinter dem Popper – ein großer Black-GT attackiert stürmisch den Köder, eine mächtige Bugwelle baut sich hinter dem Popper auf und „Boom“ – Biss! Ein kurzer, aber heftiger Riss an der Angel, gepaart mit einem knackigen Adrenalinschub sind das Highlight, bevor der GT dann auch schon wieder in den Tiefen des indischen Ozeans abtaucht. Dominique meint schmunzelnd: „That‘s why it is called fishing and not catching!“, womit er auch zu 100 Prozent recht hat.

Erste GT-Erfolge

Der Traum vom GT ist noch nicht aufgegeben. François platziert das Boot erneut, bevor es von Dominique wieder heißt: „Get ready – Cast!“. Mit Druck befördere ich die schweren Popper mit einem Bogenwurf in Richtung Horizont – noch in der Luft, kurz bevor der Popper ins Wasser eintaucht, schließe ich den Schnurfangbügel, um die Schnur zu straffen und direkten Kontakt zum Köder hezustellen, wie es beim Poppern erforderlich ist. Mit höchster Geschwindigkeit und rauschenden Geräuschen kurble ich den Popper an der Oberfläche heran. Wie in Trance platziere ich Wurf für Wurf, bis ich dann den ersten GT aus einer kleinen Schule hervorlocken kann. Mein Guide Dominique hat diesen bereits gesichtet und signalisiert mir das Interesse des GT „Coming, Coming!“ – ich bin vorbereitet und „Boom“ – Fisch gehakt! Jetzt geht alles schnell, kurbeln, kurbeln, damit der GT nicht über die Riffkante flüchtet und die Schnur reißt. Einer der kampfstärksten Fische seiner Art nimmt nun endlich Meter um Meter Schnur von der Rolle, dabei muss man die Bremswirkung von weit über 20 kg bedenken – eine knallharte Bremseinstellung. Ein sagenhafter Drill meines ersten Giant Trevally, doch noch ist er nicht „gelandet“. Entschlossen, aber doch mit Gefühl, drille ich den Fisch bis zum Boot bei dem François bereits gespannt mit dem Kescher in Position steht. Wahrlich ein kraftraubender Akt. Erfolgreich gelandet heißt es vorsichtig abhaken, ein kurzes euphorisches Erin-nerungsfoto der gigantischen Erfahrung und den GT wieder schwungvoll ins Wasser zurücksetzen. Ganz nach dem Motto: „Catch and Release!“ Noch außer Atem vom ersten Drill, legen wir ein kleines Päuschen ein und philosophieren bei frisch gepresstem Ananassaft und getrockneten Cranberries über die Artenvielfalt des indischen Ozeans und die leuchtende Farbenpracht der GT’s. Doch schon geht es wieder weiter. Ich konnte noch etliche GT’s zwischen 8 und 15 kg landen, und auch Riffbarsche wurden von meinem Popper überlistet, die abends dann köstlich auf dem Grill zubereitet wurden und sich mit frischer Limette und der typischen Creole-Sauce als kulinarischen Hochgenuss auszeichneten.

Einzigartige Natur

Unsere Reise nach Mauritius war geprägt von sagenhaften Naturschauspielen, wie Wal- und Delfinsichtungen bei Tauchgängen, sowie einer bunten Artenvielfalt von Affen und Vögeln bei Wanderungen durch den Urwald im Black River Gorges Nationalpark. Die Wege führen vorbei an donnernden Wasserfällen, die tief in die Schluchten hinabstürzen sowie Bananen- und Mangobäumen. Wenn man die nötige Kondition mitbringt, wird man auf dem höchsten Gipfel, dem „Black River Peak“ auf 828 m Höhe mit einer traumhaften Aussicht über ganz Mauritius, bis hinaus auf das offene Meer, belohnt. Wahrlich ein Muss für jeden Besucher von Mauritius. Die Insel erkundet man am besten ganz flexibel auf eigene Faust mit einem Mietauto, wobei die Busfahrten gemeinsam mit den Einheimischen ein ab- solutes Erlebnis für sich sind. Zusammenfassend haben wir Mauritius mit seinen umliegenden paradiesischen Inseln als sehr sicher und mit einem besonders naturrespektierenden Tourismus wahrgenommen.

 

Mauritius, ich komme wieder!

Petri Heil und „Tight Lines!“

Jänner/Februar 2019